Webstuhl

Webstuhl

Sicher haben viele von euch eine ungefähre Vorstellung davon was ein Webstuhl ist und wie er funktioniert. Manche haben in der Schule an kleinen Kinderwebstühlen erste Erfahrungen gemacht und trotzdem ist es doch ein Wunder wie man mit unterschiedlichen Mustern und Farben auf doch recht "einfache" Art und Weise so beeindruckende Stoffe herstellen kann.

Wenn ihr einen kleinen Eindruck bekommen möchtet wie das mit dem Weben an einem Webstuhl so funktioniert, dann könnt ihr euch diesen kleinen Film ansehen. Er entstand während ich auf meiner zweiten Kette verschiedene Schussmaterialien und ihre Wirkung auf das Muster ausprobiert habe. Die Kette besteht aus 8/2 Baumwolle und ist mit 60 Fäden auf 10 cm im "Rosebragd" aufgezogen. Das Rosebragd ist das Muster in dessen Reihenfolge die Fäden durch die Litzen gezogen werden und die später, durch das Anheben unterschiedlicher Schäfte das Muster bilden. Der Rosebgrad ist neben dem Krogbragd das bereits seit Jahrhunderten am meisten verwendete Muster in Tinn, der Region in der ich lebe.

Erste Versuche und Erfahrungen

Meine erste Kette habe ich mit 30 Fäden Alpakkagarn auf 10 cm geschärt und da ist der Kettfaden im Webstück später nicht sichtbar. Nachdem ich also mein erstes Webstück vom Webstuhl genommen habe habe ich die restliche Kette erneut geschärt. Dieses Mal habe ich 2 Fäden pro Schlitz geschärt also 60 Fäden per 10 cm. Das ergibt ein vollkommen anderes Webbild. Das bedeutet, man muss im voraus entscheiden welchen effekt man im Stoff erzielen möchte. Soll er weicher oder fester werden und  in wie weit soll der Kettfaden sichtbar sein. Als zweites habe ich gelernt, dass Alpakkagarn als Kettfaden nicht sehr geeignet ist, weil er die Spannung nicht hält und leicht reisst, so dass die Ränder des Stoffes sich immer stärker wellen. Ausserdem habe ich festgestellt, dass die Verknotungen zwischen den Schäften, Wechslern, Tritten usw. nicht gleichmäßig waren, deshalb habe ich alles komplett neu verknoteten.  Jetzt ist alles im Lot und ich hoffe beim nächsten Versuch wird es entsprechend leichter mit dem Weben. Nun steht der Webstuhl wieder ganz jungfräulich da und wartet auf das nächste Abenteuer. Geplant ist nun eine Baumwollkette mit Leinenschuss.

kette 30/10 Alpakka garnkette alpakka 30/10

Rosebragd neuer Versuch

meine Zweite Kette die ich aufgezogen habe. Sie besteht aus 60 Fäden je 10 cm in 8/2 Baumwolle und ist im "Rosebragd" Muster geschärt. Im Schuss versuche ich mich mit Leinen und unterschiedlichen Wollgarnen. Es ist interessant zu sehen wie das Muster auf unterschiedliche Garnstärken und die Stärke des Anschlags reagiert. Das Handweben bedeutet ein konzentriertes und genaues Arbeiten, jede kleine Unaufmerksamkeit zeigt sich später im fertigen Gewebe. In jedem Fall braucht es viel Übung um ein fehlerfreies Gewebe herzustellen.

60/1060/10Alkoholix Tasche

Kurs in freiem Musterweben

Das war eine spannende und inspirierende Woche in der Rauland Akademie. Webkurs im freien Musterweben bei Åse Eriksen. Sie ist eine wahre Künstlerin ihres Faches. Sie webt Kirchentextilien, wie Bischoffsumhänge und sie begiebt sich oft auf historische Spurensuche. Die Techniken teilen sich im grossen und ganzen in 2 grobe Richtungen. Da ist zum einen die Chinesische Technik in der die Kette das  Muster bildet wie bei Han, Jin und Doppelt gewebten und die, in Europa verwendeten Techniken, wo der Schuss das Muster bildet wie beim Beiderwand und Samitum. Es ist interessant, dass die Chinesen bereits 1500 Jahre vor Christus begannen Seide in Han Qi zu verbeben. Das in Europa verwendete Samitum stammt aus der Zeit um 200 Jahre vor Christus. Um diese komplexen Muster zu weben bedarf es nur einfacher Webstühle mit 2-6 Schäften und Tritten.

Es sit genau das wonach ich gesucht hatte. Nun verstehe ich um einiges besser wie ein Webstuhl funktioniert und was möglich ist. Nun kann ich zu Hause beginnen freie Muster zu weben. Beim Kurs habe ich festgestellt, dass mir, zumindest für den Anfang die chinesischen Kett-Webmuster besser liegen. Jetzt heisst es eine Kette zu bestimmen, Farbe und Material und dann kann es auch schon los gehen mit dem ausprobieren.

freies MusterwebenDie Techniken von links nach rechts:

Jin kypert - Dobbelt vev - Samitum - Taquete - Han Qi - Beiderwand - Kuvikas - Han Damask - Jin lerret

Åse Eriksen

 

 

 

Auswahl aus den Mustern von Åse Eriksen - da heisst es nur, anfangen und ausprobieren 😉

 

Jin Lærret

da habe ich es endlich geschafft eine Kette in "Jin Lærret" Bindung auf meinen Webstuhl zu ziehen. Es hat echt lange gedauert vom Kurs im Juni bis in den Oktober hinein. Ein Faden bestand jeweils aus zwei Fäden. Der Helle aus 12/3 Baumwolle und einem Leinenfaden und der Dunkle aus zwei schwarzen Baumwollfäden. Es war geerbtes Garn so dass ich nicht genau weiss welches. Ich habe 12 Fäden pro cm.

Ich habe es mir mit den ersten Versuchen leicht gemacht und einfache Strickmuster verwendet. Diese habe ich dann eingezählt. So wurde das Ergebnis auch ziemlich gut wie ich finde. Zählen scheint für mich leichter als nach der gemalten Schablone zu arbeiten 🙂

Jin lærret

Jin lærret
Santiago de Compostela
Jin lærret
Hulderull Logo damit bin ich richtig zufrieden

Kleiderstoff

Nach dem freien Musterweben habe ich mir vorgenommen mich an einem Stoff für einen Rock zu wagen. Die Kette besteht aus 16/2 Baumwolle und 120 Fäden auf 10cm und ist mit Kypert Muster geschärt.
Den ersten Versuch starte ich mit Alv Kamgarn von Hillesvåg (700m/100g)
Es sieht schon ganz gut aus, allerdings traue ich dem Frieden nicht so ganz, denn noch ist der Stoff nicht vom Webstuhl, nicht gewaschen, zugeschnitten und genäht. Ich hab einen Riesen Respekt davor.

 

120/10
dies soll der Musterstreifen am unteren Rockrand werden, der Rest ist einfarbig petrol
120/10
erste Versuche mit unterschiedlichen Garnen wie das Muster sich entwickelt